Seite 2 - 20./21. Februar 2021
Ich würde mich impfen lassen Herbert Seckler auf der Bank vor seinem Restaurant
Fotos: sti
Man fällt in eine Art Winterschlaf
Begegnung mit Herbert Seckler in seiner leeren Sansibar
Von Michael Stitz
V
or dem Eingang zur
Sansibar steht ein Tisch
quer. Hier muss warten,
wer sein bestelltes Essen abholen möchte. Ein Service,
den die Sansibar wie auch einige andere Sylter Restaurants, anbietet. Wirtschaftlich ist das nicht, sagt Herbert
Seckler,aber wir haben etwas
zu tun und viele Gäste sind
froh, dass es diesen Service
gibt. Einige Tage nach unserem Interview wird er erzählen, dass man versucht hat,
ihn anzuzeigen, weil angeblich Abstandsregeln nicht eingehalten wurden. Es sind diese Erlebnisse, die Herbert Seckler noch mehr betrüben als
die von Corona bestimmte Situation ohnehin.
Mich macht es
einfach traurig, dass wir
uns jetzt auch noch
gegenseitig mit Beschimpfungen und
Verdächtigungen, mit
Neid und Missgunst
das Leben
schwerer machen.
Wie kommst du ansonsten
mit der Situation klar?
Hmm, sagt der 68-Jährige
leise, irgendwie muss man
sich daran gewöhnen. Man
fällt in sone Art Winterschlaf.
In der Sansibar sind Tische
und Stühle zusammengestellt.
Ein Teil des großzügigen Restaurants ist zum Büro umfunktioniert, stehen Computer
auf den weit auseinander gestellten Tischen. Nur wenige
maskentragende Mitarbeiten
sitzen an den Rechnern.
Aber ihr haltet den Betrieb
ja noch mit einem Abholservice aufrecht.
Nein, damit hält man unseren Betrieb nicht aufrecht,
denn das ist doch nichts. Aber
wir wollen das tun, was geht:
für unsere Gäste und natürlich
für unsere Mitarbeiter.
Hast du Sorge darum wie
es weitergeht?
In meinem Alter und mit
meinen Vorerkrankungen hat
man natürlich Sorge. Die ist
doch sehr berechtigt, wenn
man hört, was passieren kann.
Es geht um die Gesundheit.
Dass es hier irgendwann weiter geht, davon gehe ich aus
aber dieses Jahr nicht mehr...
Bist du einverstanden mit
all den Maßnahmen, die verordnet werden?
Nun, wenn ich mich frage,
was ich anders oder besser
machen kann, fällt mir auch
nicht viel ein. Hinterher kann
man immer schlauer sein.
...wie in diesem Jahr geht
es gar nicht mehr weiter? Das
ganze Jahr 2021 nicht?
..ist weg. Wir werden nicht
das wieder machen können,
was uns als Sansibar ausmacht.
Siehst du Licht am Ende
des Tunnels?
Nicht mehr in diesem Jahr.
Nämlich?
Freiheit, keine Verbot oder
Verordnungen, keine Distanz,
freie Platzwahl, sich umarmen
dürfen, eng zusammen sein
das ist unsere Stärke gewesen.
Das ist weg und kommt in diesem Jahr auf gar keinen Fall
wieder.
Kommt es überhaupt jemals so wieder wie es einmal
war?
Wenn die Impfungen endlich mal losgehen und wirken,
dann werden wir irgendwann
eine Herdeimmunität haben,
aber das dauert.
Wirst du dich impfen lassen?
Klares JA!
Würdest du auch deine
Mitarbeiter anhalten, sich
impfen zu lassen?
Das darf jeder machen wie
er will. Ich finde schon, dass es
freiwillig sein muss.
Wie wirkt sich der jetzt ja
seit Monaten anhaltende
Lockdown wirtschaftlich für
dich aus?
Eine Katastrophe! Ich hoffe,
dass wir durchkommen.
Du hast rund 180 Mitarbeiter. Bleiben dir alle treu?
Ich weiß nicht, ob sie alle zu
mir halten, aber wo sollen sie
hin?
Wovon Herbert Seckler nicht
erzählt, ist von der positiven
Grundstimmung bei seinen
Mitarbeitern, der Verbundenheit zu ihm und seinem Restaurant, von der Großzügigkeit, die sich nicht zuletzt in
Sonderzahlungen und besonderen Unterstützungen ausdrückt.
Und dann, werden sich die
Menschen ändern in ihren
Verhaltensweisen,
ihren
Wünschen und Ansprüchen?
ch glaube, dass dieser lockere, freie Umgang miteinander,
die Umarmungen und so weiter nicht mehr so gelebt werden. Das hat man sich möglicherweise dann abgewöhnt.
Ich könnte mir auch denken,
dass man sich in überfüllten
Räumen nicht mehr wohl
fühlt.
Da gab es Aufkleber mit
Sprüchen wie Touris
raus und ähnliches.
Und viele von denen, da
sich damals so geäußert
haben, wurden dann
selbst zu Vermietern
oder Verkäufern ihrer
Immobilien...
Ziehst du daraus Konsequenzen?
Ja, ich würde mein Lokal nie
mehr so voll machen. Das hat
einen ja auch vorher schon
bedrückt...
Zu viel, zu voll, zu eng, war
auch eine Klage, die manche
auf Sylt nach dem ersten
Lockdown angestimmt haben. Seitdem ist die Diskussion über die Zukunft von
Sylt wieder stark in den Fokus
gerückt. Glaubst du, dass sich
der Tourismus auf Sylt verändern wird?
Nein, eher umgekehrt. Die
Nachfrage wird weiter wachsen. Das haben wir doch im
vergangenen Jahr gesehen.
Aber du nimmst wahr, dass
die Diskussion um die Zukunft der Insel ein bestimmendes Thema ist?
Schon 1974, als ich auf der
Insel kam, hat man über dieselben Themen wie heute diskutiert.
...muss sich nicht trotzdem jetzt etwas ändern?
Was will man denn ändern?
Natürlich wäre es schön, wenn
man die Insel ohne andere
Menschen genießen könnte.
Wir sind schon merkwürdige
Wesen. Wenn wir glauben, es
muss leer sein, dann sollen die
anderen wegbleiben, aber
doch nicht man selbst. Schon
gar nicht, wenn man hier ein
Geschäft hat. Dann will man
vielleicht noch, dass die eigene Kundschaft, der eigene
Gast es hier schön findet, aber
die anderen stören dann, werden wie Feinde empfunden.
Ich mag die Insel auch gern
leer und möglichst noch sonnig. Aber ehrlich, wovon leben
wir dann? Nicht nur wir Gastronomen, sondern auch die
Handwerker, die Lehrer, die
Ärzte, die Einzelhändler und,
und, und. Ich kenne viele meiner Gäste, die sich trotz Hochsaison hier wohl fühlen, weil
sie wissen, dass Sylt selbst
dann noch stille, ruhige Ecken
hat.
Es bringt uns doch nix,
wenn wir immer nur
auf das gucken, was
hässlich ist oder
schiefläuft.
Aber einfach weiter so,
wird selbst diese stillen
Ecken irgendwann verschwinden lassen.
Es ist doch auch schon viel
richtig gemacht worden. Der
Naturschutz, der Dünenschutz, die Aktionen zum Erhalt der Heide oder der Küstenschutz sind doch alles
Maßnahmen, die zeigen, dass
die Verantwortlichen auf der
Insel schon wissen, dass man
ständig etwas tun muss, um
die Insel und ihre Natur zu erhalten. Klar, es gibt Bausünden, es wird vielleicht auch
immer noch zu viel gebaut,
aber da wo heute neue Häuser
entstehen, sind es oft doch
sehr hochwertige, schöne Ge-
bäude. Schau doch mal wie
sich die Dörfer entwickelt haben, wie gepflegt und sauber
es überall aussieht. Ich bin
eigentlich sehr, sehr grün, ich
liebe die Natur auf Sylt. Sie ist
unser Kapital, das müssen wir
pflegen und erhalten.
Ist Sylt in der Gefahr, Gäste
zu verlieren oder ist die Marke immer noch sehr stark?
Ich habe vergangenes Jahr garantiert Gäste verloren.
Wodurch?
Durch mein Abwehrprogramm im letzten Jahr. Das
war schon für viele Gäste eine
Enttäuschung...
...aber das hast du aufgrund derVerordnungen machen müssen.
Ja, aber es hat mich depressiv gemacht, mich sehr belastet. Und wenn ich mir vorstelle, ich sitze im Sommer wieder
da vorne und guck den ganzen
Tag, dass meine Mitarbeiter
und die Gäste alles richtig machen und muss ständig alle ermahnen, weil sie dies und das
nicht dürfen. Wie oft bin ich
darunter und hab die Leute
auseinander gejagt. Das war
und ist alles ganz gegen meine
Natur. Ich wüsste nicht, wenn
ich das als Sansibar-Gast erlebt hätte, ob ich wieder kommen würde.
Gab es nicht auch Gäste,
die sich trotz all der Maßnahmen, hier wohl gefühlt haben?
Doch ja, die gab es auch, das
stimmt. Manche Gäste waren
regelrecht dankbar, dass sie
hier sein durften und haben
mir auch gesagt, dass sie sich
hier nicht nur wohl, sondern
auch sicher gefühlt haben.
Wie groß waren die Verluste auf der Grund der verordneten
Sitzplatz-Reduzierung?
Wir hatten einen Umsatzeinbruch von etwa 50 Prozent.
Dieses Jahr wird es sicher
nicht besser.
Und dann?
Ich weiß es nicht. Die Insel war
bis Corona kam mega attraktiv. Wir sollten alle alles dafür
tun, dass sie es weiterhin
bleibt.
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